Johannes Grützke - nach links blickend

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Johannes Grützke

Johannes Grütze: Mal(en) kurz und zusammen gefasst

 

Geboren am 30.09.1937 in Berlin.

Gestorben am 17.05.2017 in Berlin

 

Johannes Grützke studierte von 1957 bis 1964 an der Hochschule für Bildende Künste (Berlin) zunächst bei Hans Orlowski und danach als Meisterschüler von Peter Janssen. 1962 nimmt er als Schüler an dem von Oskar Kokoschka geleiteten Kurs der Internationalen Sommerakademie für Bildende Künste in Salzburg teil. In Bad Godesberg, wohin er 1964 umzieht, hat er im gleichen Jahr seine erste Einzelausstellung in der Galerie Pro. Im folgenden Jahr, wieder in Berlin, gründet er das Musikensemble Die Erlebnisgeiger, mit dem er unregelmäßig öffentlich auftritt. 1973 ist er Mitbegründer der Schule der neuen Prächtigkeit. 1974 veranstaltet der Berliner Kunstverein die erste Retrospektive im Schloss Charlottenburg, die anschließend in Freiburg im Breisgau, Nürnberg und Mannheim ausgestellt wird. Im gleichen Jahr wird ebenfalls vom Berliner Kunstverein die erste Gemeinschaftsausstellung der Schule der neuen Prächtigkeit ausgerichtet.

Als Maler, Zeichner und Druckgraphiker schafft Grützke seit den sechziger Jahren ein Werk, das durch seine Konsequenz ebenso beeindruckt wie durch die Wahl seiner Motive und die souveräne Handhabung der Techniken. In seiner am Gegenständlichen orientierten Kunst geht es ihm darum, eine Idee malerisch so umzusetzen, als sei sie der Wirklichkeit entsprungen.

Außer im Malatelier arbeitete Grützke auch als Bühnenbildner fürs Theater, 1979 begann hier eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Regisseur Peter Zadek an vielen deutschen Bühnen. Von 1985 bis 1988 ist er dessen Künstlerischer Berater am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Die bis heute bekannteste gemeinsame Inszenierung ist die Urfassung von Lulu von Frank Wedekind.

 

Grützke lehrte 1976/1977 als Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, 1987 kehrt er, diesmal als Dozent in Nachfolge seines ehemaligen Lehrers Oskar Kokoschka, an die Internationalen Sommerakademie für Bildende Künste Salzburg zurück. 1992 bis 2002 war er Professor für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. 1987 ist er Gewinner des Wettbewerbs der Stadt Frankfurt/Main für das große Wandbild (3 x 32 m) in der Frankfurter Paulskirche, die Ausführung findet 1989-1991 statt. Seitdem zahlreiche und regelmäßige Ausstellungen im In- und Ausland. Im Jahre 2007 fand eine große Retrospektive zum 70. Geburtstag von Johannes Grützke statt - Ausstellungen (Malen ist Denken) in Oldenburg und im Schloss Gottdorf, sowie eine große Ausstellung im Georg-Kolbe-Museum in Berlin (Grützke - Das Plastische). 2011 schließlich ehrte das Germanische Museum in Nürnberg Johannes Grützke mit einer großen beeindruckenden Retrospektive und einem wunderschönen (sehr zu empfehlenden!) Ausstellungskatalog. Für sein Lebenswerk erhält Johannes Grützke 2012 den Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin. Mit einer Retrospektive seiner Arbeiten aus fünf Jahrzehnten ehrt das Stadtmuseum Berlin den 75-jährigen Grützke.

 

Am 17.05.2017 verstarb Johannes Grützke nach langer Krankheit in Berlin. Bis zuletzt malte er. Das Museum MORE in Holland zeigte ihm zu Ehren eine große Einzelausstellung mit umfangreichen Werken aus jedem Schaffensjahr. Diese Ausstellung (Februar bis Juni 2017) war eine der schönsten und umfassendsten Ausstellungen über Johannes Grützke. Er selbst besuchte die Eröffnung unter großer Anstrengung im Rollstuhl und genoss diesen Ehrentag in vollen Zügen gemeinsam mit seiner Familie und allen seinen Fans und Sammlern. Mir diesem großartigen Maler ist einer der besten deutschen Maler von uns gegangen. Seine Bilder aber leben weiter und werden viele Menschen erfreuen und begeistern.

 

 

Zitat aus FAZ vom 29.09.2007 zum 70. Geburtstag, Eduard Beaucamp:

"...In hundert Jahren wird man kaum unsere zeitgenössische Kunst heranziehen, wenn man Auskunft sucht über unser Leben und Treiben. Primäre Bildquellen sind die Fotografie, der Film, die Dokumente des Fernsehens. Das Werk von Johannes Grützke bildet da eine seltene Ausnahme. Denn Grützkes Bilder sind einzigartige, freilich extravagante Beiträge zu einer Gesellschafts- und Sittengeschichte der Bundesrepublik. Sie kommentieren auf bizarre Weise gesellschaftliche Rollenspiele, Emanzipationsversuche und infantile Regressionen, Single-Kultur und zwanghaftes Gruppenverhalten, den Geschlechterkampf, Frauen-Power, sexuelle Befreiungen und sexuelle Verkrampfungen, ideologische Verrenkungen und kollektive Neurosen. Grützke ist Sensualist und Theatraliker. Sein Idiom ist die Körpersprache. Die psychische Mechanik und das konfuse Triebleben stellt er in einem Theater des Fleisches dar. ..."

 

Johannes Grützke - Groteske

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Johannes Grützke - nach rechts blickend

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